Antwort von Jörg Blöming, CDU
Als Lehrkräfte brauchen wir weiterhin qualifizierte und kluge Köpfe mit dem nötigen Fingerspitzengefühl zur individuellen Förderung.
Bereits heute unterrichten rund 10.000 Lehrkräfte mehr an den Schulen als noch 2017. Hinzu kommen rund 3.300 pädagogische Fachkräfte. Um den Lehrermangel weiter anzugehen, werden wir in den kommenden fünf Jahren erneut 10.000 zusätzliche Lehrkräfte einstellen. Um den Lehrermangel, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern, anzugehen, wollen wir mehr Lehrkräfte in den MINT-Fächern ausbilden und Quer- und Seiteneinsteigern die Qualifizierung erleichtern, um die MINT Lehrkräfteversorgung sicherzustellen.
Zusätzlich wollen wir die Attraktivität des Lehrerberufs steigern. Wir werden Bestandslehrerinnen und -lehrer einen Aufstieg in die Besoldungsgruppe A13 ermöglichen und ihnen hierfür Angebote für die modulare Qualifikation machen. Sie können so den Qualifikationsnachteil ausgleichen, den sie durch ihre kürzere Hochschulausbildung haben. Das gilt auch für Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit kürzerer Studiendauer aus anderen Bundesländern.
Ebenfalls wollen wir im Lehramtsstudium für den Primarbereich die Anzahl der pflichtmäßig zu belegenden Fächer von drei auf zwei reduzieren. Eines davon bleibt Deutsch oder Mathematik. Damit sichern wir die Ausbildungsqualität, steigern die Attraktivität für das Studium und verringern die Abbrecherquote.
Mit dem schulscharfen Sozialindex haben wir zudem ein Werkzeug geschaffen, das eine ressourcenorientierte Verteilung von Personal möglich macht. Ab diesem Schuljahr (2021/22) steht der landesweite schulscharfe Sozialindex zur Verfügung, der die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft jeder einzelnen Schule in den einzelnen Schulformen berücksichtigt und quantitativ abbildet. Diesen wollen wir weiter ausbauen, um gezielt Schülerinnen und Schüler, die mehr Unterstützung brauchen, zu fördern.
Für besonders große soziale Herausforderungen haben wir darüber hinaus 60 Talentschulen mit zusätzlichem Personal eingerichtet, um benachteiligte Schülerinnen und Schüler fachlich zu stärken und ihre Potentiale zu fördern. An den Talentschulen soll exemplarisch erprobt werden, wie die Entkoppelung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg an Schulstandorten mit besonderen Herausforderungen gelingen kann. Lehrkräfte an diesen Schulen sollen für besondere Leistungen zusätzlich honoriert werden, um Anreize zu setzen und mehr personal zu gewinnen.
Antwort von Jens Behrens, SPD
Fehlende Lehrkräfte werden zu einem immer größeren Problem. Gerade in den Grundschulen, wo der Grundstein für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn gelegt wird und in den Berufskollegs wird der massive Mangel immer eklatanter. Der Wunsch nach schnellerer Nachbesetzung von vakanten Stellen und die Bildung kleinerer Klassen ist auch für mich nachvollziehbar. Ohne mehr Lehrkräfte bleiben diese Ziele aber unerreichbar. Ohne ein entschiedenes Umsteuern bei der Lehrerausbildung – sprich deutlich mehr Studienplätze -, vor allem für das Grundschullehramt, die Sonderpädagogik und für die Berufskollegs laufen wir auf einen katastrophalen Mangel zu. Auch mehr Quereinsteiger müssen in das System Schule geholt werden. Außerdem muss endlich gelten: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, d. h. alle Lehrkräfte sollen – unabhängig von der Schulform – in gleicher Höhe besoldet werden. Dieses Versprechen hat die schwarz-gelbe Landesregierung leider nicht eingelöst. Eine der ersten Regierungsinitiativen der SPD wird es deshalb sein, eine Besoldungsreform auf den Weg zu bringen, sodass künftig Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen genauso gut bezahlt werden, wie an den weiterführenden Schulen.
Außerdem wird es immer wichtiger, mehr multiprofessionelle Teams an unsere Schulen zu bringen, um den gestiegenen sozialen Herausforderungen begegnen zu können.
Antwort von Christof Rasche, FDP
Wir wollen mehr Bildungsqualität erreichen, insbesondere durch eine bessere Schüler- Lehrer-Relation und kleinere Klassen in allen Schulformen. Für dieses Ziel muss der Lehrkräftemangel dauerhaft und strukturell behoben werden. Mit insgesamt vier wirksamen Maßnahmenpaketen haben wir seit 2017 insgesamt über 5.600 Lehrerstellen an unseren Schulen zusätzlich besetzen können. Insgesamt arbeiten heute über 10.000 Menschen mehr an unseren Schulen, um den Lehrkräftemangel abzufedern. Diesen Weg wollen wir konsequent fortsetzen. Insbesondere an unseren Grundschulen fehlen grundständig ausgebildete Lehrkräfte, gleichzeitig gibt es aber mehr Bewerbungen als verfügbare Studienplätze. Daher haben wir bereits fast 1.500 neue Studienplätze für das Grundschullehramt und die Sonderpädagogik geschaffen.
Nun wollen wir im Interesse einer stärker regional angelegten Lehrkräfteausbildung im ganzen Land dafür sorgen, dass weitere Hochschulen wie zum Beispiel die RWTH Aachen künftig das Grundschullehramtsstudium anbieten und die Zahl der Studienplätze weiter erhöhen. Unser Ziel ist es, im Zusammenwirken mit den Hochschulen für alle Lehramtsstudiengänge Zulassungsbeschränkungen zu beseitigen. Davon profitiert vor allem die Lehramtsausbildung für das Grundschullehramt sowie das Lehramt Sonderpädagogik. Mit den Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften wollen wir Modelle der Lehrerausbildung für den Bereich der beruflichen Bildung entwickeln.
Um Schulen mit standortbezogenen sozialen Herausforderungen gezielter zu unterstützen, haben wir in unserer Regierungsverantwortung den schulscharfen Schulsozialindex eingeführt. Das Instrument ermöglicht es, Ressourcen zielgenau auf die Schulen zu verteilen. Außerdem haben wir die Anwendung des Sozialindex bei der Verteilung von Stellen, insbesondere gegen Unterrichtsausfall und für Vertretungsaufgaben, sowie Mitteln ausgeweitet und so Schulen in sozial schwachen Quartieren gezielt mit mehr Personal gestärkt. In Zukunft wollen wir bei der Verteilung von Ressourcen zusätzliche Möglichkeiten schaffen, um die Bildungsgerechtigkeit weiter zu verbessern. Den erfolgreich gestarteten Schulversuch „Talentschule“ wollen wir auf 1.000 Talentschulen im ganzen Land ausweiten und jede Schule mit einem Talentscout ausstatten.
Antwort von Dagmar Hanses, Grüne
Unterrichtsausfall, Lehrkräftemangel in vielen Fächern und Schulen am Kapazitätslimit – nicht erst die Corona-Pandemie zeigt, dass unser Schulsystem auf Kante genäht ist. Deshalb muss endlich Schluss sein mit unbesetzten Stellen und Flickschusterei statt echter Vorsorge und Problemlösung. Die Schulen brauchen keine Leer-Stellen auf dem Papier des Landeshaushaltes, sie brauchen reale Menschen in multiprofessionellen Teams, um die Corona-Lücken zu schließen und Schüler*innen darin zu bestärken, selbstbewusst durch die immer komplexer werdende Welt zu gehen und auf ihre Selbstwirksamkeit zu vertrauen.
Wir wollen mit einer Ausbildungsreform und zusätzlichen (Weiter-)Qualifizierungsmöglichkeiten endlich alle Schulformen bedarfsgerecht mit Lehrkräften versorgen. Wir entlasten das pädagogische Personal von Verwaltungsaufgaben, damit mehr Zeit fürs Lehren bleibt. Ein modernes Schulsystem braucht eine Lehrer*innenausbildung, mit Blick auf die Individualität der Schüler*innen. Deshalb wollen wir eine Studienreform, die durch duale Elemente und Studiengänge erweitert wird. Mit den Lehrer*innenverbänden wollen wir die überfällige Neubewertung der Lehrer*innenarbeitszeit angehen. Wir werden die Diversität der Lehrkräfte weiter steigern. Dafür wollen wir insbesondere Menschen mit Fluchterfahrung für die Arbeit an Schulen gewinnen und befähigen. Unnötige Hürden beim Seiten- und Quereinstieg sowie bei der Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse und Berufserfahrungen bauen wir ab. Wir wollen mit einer praxisnahen Ausbildungsreform und zusätzlichen (Weiter-) Qualifizierungsmöglichkeiten endlich alle Schulformen bedarfsgerecht mit Lehrkräften versorgen und die Attraktivität im Beruf sowie die Aufstiegschancen erhöhen. Die gleiche Besoldung für alle Lehrämter (A13 als Eingangsbesoldung) – nicht nur für die neu ausgebildeten Lehrer*innen – ist unser Ziel.
Antwort von Ulrich von Zons, AfD
In der Schul- und Bildungspolitik gab es in den vergangenen Jahren einige Fehlentwicklungen, die maßgeblich zu den beschriebenen Problemen führten. Teilweise hat die Politik nicht angemessen auf sich abzeichnende Herausforderungen reagiert. Es wurde versäumt, die organisatorischen Abläufe an die gestiegenen Anforderungen anzupassen. Viel Schulen können ihren Bedarf nicht mit ausgebildeten Fachkräften decken. Der Lehrermangel bis 2035 ist sogar noch größer als bisher angenommen.
Ich fordere deshalb mehr Lehrkräfte für alle Schulformen (s.a. Frage 7) und sehe ebenso die Notwendigkeit, dass mehr Lehrer mit sonderpädagogischer Sonderausbildung gewonnen werden müssen. Das schnellere Erkennen von Lernschwierigkeiten ist das Eine. Das Andere ist, dass den betroffenen Schülern auch die notwendige Unterstützung erhalten sollten. Insofern ist zielgerichtete Unterstützung mit den erforderlichen Materialien die sich anschließende Schlussfolgerung. Hier gilt es bedarfsgerecht zu unterstützen, um die Akteure vor Ort in die Lage zu versetzen, bedarfsgerecht handeln zu können.
Dem Lehrermangel kann man jedenfalls nicht mit der einen Maßnahme begegnen, die von heute auf heute alles korrigiert, was in den letzten Jahren versäumt wurde.
Ungefähr drei Prozent der knapp 160.000 Lehrerstellen sind bei uns im Land laut der Schulministerin aktuell nicht besetzt. Das sind rd. 5.000 Stellen.
Mitunter wird in Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung eine Lösung gesehen. Dies ist für mich ein Lösungsansatz, den man angesichts der derzeitigen Situation nicht kategorisch ablehnen sollte. Wichtig ist mir allerdings eine Prüfung der fachlichen und persönlichen Voraussetzungen. Auch eine Abschaffung des Numerus Clausus kann zunächst einmal nur formal die Möglichkeit eröffnen, die Anzahl der Zugangsberechtigten zu erhöhen. Eine andere Frage ist es, ob dies alleine ausreicht die Anzahl der Interessenten für ein Studium zu erhöhen. Dies wird nur gelingen, wenn gleichzeitig Investitionen in Studienplätze auf den Weg gebracht werden, die den Studierenden gute Voraussetzungen für ein zügiges Studium ermöglichen.
Wesentlich für die Entwicklung ist für mich schlussendlich auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Lehrer, um das Erlernen des Berufs attraktiver zu machen.
Die Chance auf einen Job nach dem Studium ist das Eine und die berufliche Weiterentwicklung das Andere. Hier gilt es den zukünftigen Absolventen Angebote zu machen, die neben den persönlichen Neigungen und Präferenzen – auch unter Abwägung der späteren Berufsaussichten – eine Orientierung geben.
Mit Blick auf den ländlichen Bereich oder die erwähnten unattraktiven Standorte erscheint es mir sinnvoll mehrere Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung auf den Weg zu bringen. Es ist jedenfalls nicht Ausdruck von Bildungsgerechtigkeit, wenn im ländlichen Raum größere Klassen gebildet werden müssen und mehr Unterricht ausfällt, weil es Lehrer verstärkt in die Ballungsräume zieht.
Eine Möglichkeit ist es mit Zulagen entgegenzuwirken. Denkbar ist es auch, wenn bei der Suche nach Wohnungen oder Baugrundstücken geholfen wird. Sinnvoll halte ich auch Anreize, bei denen beispielsweise ein Stipendium gewährt wird, welches mit der Auflage verknüpft wird, dass der Studierende sich verpflichtet, nach Abschluss des Studiums in einer bestimmten Region eine Stelle anzutreten.
Erkennbar erfordern die Maßnahmen zur Behebung des Lehrermangels ein Zusammenwirken aller Verantwortlichen.
Antwort von Andreas Kappelhoff, Freie Wähler
Wie bereits oben erwähnt befürworten wir FREIE WÄHLER die Aufstockung der pädagogischen Personalausstattung. Auch den Nebenfunktionen wie z.B. der Schulsozialarbeit sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hierzu sollte das Land dringend an der Attraktivität des Lehrer-Berufes arbeiten, da derzeit zu wenig Lehrkräfte ihre Ausbildung abschließen um neben dem Ausgleich der altersbedingten Abgänge noch eine nennenswerte Aufstockung des Personalbestandes hinzubekommen. Darüber hinaus sehen wir natürlich, wie in anderen Berufsfeldern auch, dass gerade Schulstandorte in ländlich strukturierten Gegenden (wie auch der Kreis Soest) für Berufseinsteiger weniger attraktiv sind. Hier muss das Land als Arbeitgeber steuernd eingreifen und ggfs. die Tätigkeit in unterversorgten Gebieten als zwingenden Karriereschritt vorgeben.
Antwort von Anna Löper, dieBasis
Auch hier würde ich Ihre Prioritätenliste voll unterstützen.
Ich würde bei der Beantwortung dieser Frage gern Punkt 7 mit einbeziehen, denn ich glaube, dass Ihre Forderung nach kleineren Klassen ein ganz wesentlicher Aspekt für die Verbesserung unseres Bildungssystems ist.
Ich bin ja bereits 64 Jahre alt, habe das 1. Staatsexamen Lehramt Sek. Il und war viele Jahre als Lehrerin in Berufsvorbereitungslehrgängen und Berufsintegrationskursen tätig. Auch habe ich in Vertretung an diversen anderen Schulen unterrichtet (Förderschulen und Gymnasium).
Ich denke, dass unser Schulsystem viele „Baustellen“ hat … die Notenorientierung und der damit verbundene einseitige Leistungsdruck z.B., aber das Wesentliche sind meines Erachtens die viel zu großen Klassen, die es den Lehrkräften nicht erlauben, sich auf der Beziehungsebene um die Kinder zu kümmern. Aus meiner Sicht sollten maximal 15 Kinder in einer Klasse sein, besser 12. Zum Unterricht gehört auch, dass Kinder aktiv werden, sich mitteilen können und ebenso, dass sie miteinander kooperieren und sich untereinander helfen. Das ist bei den großen Klassen kaum möglich, weil es sehr schnell viel zu laut wird und dieser enorme Lärmpegel die Konzentration und das sich Wohlfühlen für alle am Geschehen Beteiligten erschwert. Die Kinder brauchen aber eine entspannte, ruhige, stressfreie Atmosphäre, um sich emotional und kognitiv gut zu entwickeln. Nur so können sie Spaß am Lernen haben und die Schullaufbahn erfolgreich bewältigen.
5.) Lehrkräfte
Die Schulen arbeiten am Personallimit. Immer wieder fallen Stunden aus und Klassen müssen zusammengelegt werden. Besondere Förderung ist kaum möglich.
Was uns wichtig ist:
Antwort von Jörg Blöming, CDU
Als Lehrkräfte brauchen wir weiterhin qualifizierte und kluge Köpfe mit dem nötigen Fingerspitzengefühl zur individuellen Förderung.
Bereits heute unterrichten rund 10.000 Lehrkräfte mehr an den Schulen als noch 2017. Hinzu kommen rund 3.300 pädagogische Fachkräfte. Um den Lehrermangel weiter anzugehen, werden wir in den kommenden fünf Jahren erneut 10.000 zusätzliche Lehrkräfte einstellen. Um den Lehrermangel, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern, anzugehen, wollen wir mehr Lehrkräfte in den MINT-Fächern ausbilden und Quer- und Seiteneinsteigern die Qualifizierung erleichtern, um die MINT Lehrkräfteversorgung sicherzustellen.
Zusätzlich wollen wir die Attraktivität des Lehrerberufs steigern. Wir werden Bestandslehrerinnen und -lehrer einen Aufstieg in die Besoldungsgruppe A13 ermöglichen und ihnen hierfür Angebote für die modulare Qualifikation machen. Sie können so den Qualifikationsnachteil ausgleichen, den sie durch ihre kürzere Hochschulausbildung haben. Das gilt auch für Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit kürzerer Studiendauer aus anderen Bundesländern.
Ebenfalls wollen wir im Lehramtsstudium für den Primarbereich die Anzahl der pflichtmäßig zu belegenden Fächer von drei auf zwei reduzieren. Eines davon bleibt Deutsch oder Mathematik. Damit sichern wir die Ausbildungsqualität, steigern die Attraktivität für das Studium und verringern die Abbrecherquote.
Mit dem schulscharfen Sozialindex haben wir zudem ein Werkzeug geschaffen, das eine ressourcenorientierte Verteilung von Personal möglich macht. Ab diesem Schuljahr (2021/22) steht der landesweite schulscharfe Sozialindex zur Verfügung, der die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft jeder einzelnen Schule in den einzelnen Schulformen berücksichtigt und quantitativ abbildet. Diesen wollen wir weiter ausbauen, um gezielt Schülerinnen und Schüler, die mehr Unterstützung brauchen, zu fördern.
Für besonders große soziale Herausforderungen haben wir darüber hinaus 60 Talentschulen mit zusätzlichem Personal eingerichtet, um benachteiligte Schülerinnen und Schüler fachlich zu stärken und ihre Potentiale zu fördern. An den Talentschulen soll exemplarisch erprobt werden, wie die Entkoppelung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg an Schulstandorten mit besonderen Herausforderungen gelingen kann. Lehrkräfte an diesen Schulen sollen für besondere Leistungen zusätzlich honoriert werden, um Anreize zu setzen und mehr personal zu gewinnen.
Antwort von Jens Behrens, SPD
Fehlende Lehrkräfte werden zu einem immer größeren Problem. Gerade in den Grundschulen, wo der Grundstein für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn gelegt wird und in den Berufskollegs wird der massive Mangel immer eklatanter. Der Wunsch nach schnellerer Nachbesetzung von vakanten Stellen und die Bildung kleinerer Klassen ist auch für mich nachvollziehbar. Ohne mehr Lehrkräfte bleiben diese Ziele aber unerreichbar. Ohne ein entschiedenes Umsteuern bei der Lehrerausbildung – sprich deutlich mehr Studienplätze -, vor allem für das Grundschullehramt, die Sonderpädagogik und für die Berufskollegs laufen wir auf einen katastrophalen Mangel zu. Auch mehr Quereinsteiger müssen in das System Schule geholt werden. Außerdem muss endlich gelten: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, d. h. alle Lehrkräfte sollen – unabhängig von der Schulform – in gleicher Höhe besoldet werden. Dieses Versprechen hat die schwarz-gelbe Landesregierung leider nicht eingelöst. Eine der ersten Regierungsinitiativen der SPD wird es deshalb sein, eine Besoldungsreform auf den Weg zu bringen, sodass künftig Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen genauso gut bezahlt werden, wie an den weiterführenden Schulen.
Außerdem wird es immer wichtiger, mehr multiprofessionelle Teams an unsere Schulen zu bringen, um den gestiegenen sozialen Herausforderungen begegnen zu können.
Antwort von Christof Rasche, FDP
Wir wollen mehr Bildungsqualität erreichen, insbesondere durch eine bessere Schüler- Lehrer-Relation und kleinere Klassen in allen Schulformen. Für dieses Ziel muss der Lehrkräftemangel dauerhaft und strukturell behoben werden. Mit insgesamt vier wirksamen Maßnahmenpaketen haben wir seit 2017 insgesamt über 5.600 Lehrerstellen an unseren Schulen zusätzlich besetzen können. Insgesamt arbeiten heute über 10.000 Menschen mehr an unseren Schulen, um den Lehrkräftemangel abzufedern. Diesen Weg wollen wir konsequent fortsetzen. Insbesondere an unseren Grundschulen fehlen grundständig ausgebildete Lehrkräfte, gleichzeitig gibt es aber mehr Bewerbungen als verfügbare Studienplätze. Daher haben wir bereits fast 1.500 neue Studienplätze für das Grundschullehramt und die Sonderpädagogik geschaffen.
Nun wollen wir im Interesse einer stärker regional angelegten Lehrkräfteausbildung im ganzen Land dafür sorgen, dass weitere Hochschulen wie zum Beispiel die RWTH Aachen künftig das Grundschullehramtsstudium anbieten und die Zahl der Studienplätze weiter erhöhen. Unser Ziel ist es, im Zusammenwirken mit den Hochschulen für alle Lehramtsstudiengänge Zulassungsbeschränkungen zu beseitigen. Davon profitiert vor allem die Lehramtsausbildung für das Grundschullehramt sowie das Lehramt Sonderpädagogik. Mit den Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften wollen wir Modelle der Lehrerausbildung für den Bereich der beruflichen Bildung entwickeln.
Um Schulen mit standortbezogenen sozialen Herausforderungen gezielter zu unterstützen, haben wir in unserer Regierungsverantwortung den schulscharfen Schulsozialindex eingeführt. Das Instrument ermöglicht es, Ressourcen zielgenau auf die Schulen zu verteilen. Außerdem haben wir die Anwendung des Sozialindex bei der Verteilung von Stellen, insbesondere gegen Unterrichtsausfall und für Vertretungsaufgaben, sowie Mitteln ausgeweitet und so Schulen in sozial schwachen Quartieren gezielt mit mehr Personal gestärkt. In Zukunft wollen wir bei der Verteilung von Ressourcen zusätzliche Möglichkeiten schaffen, um die Bildungsgerechtigkeit weiter zu verbessern. Den erfolgreich gestarteten Schulversuch „Talentschule“ wollen wir auf 1.000 Talentschulen im ganzen Land ausweiten und jede Schule mit einem Talentscout ausstatten.
Antwort von Dagmar Hanses, Grüne
Unterrichtsausfall, Lehrkräftemangel in vielen Fächern und Schulen am Kapazitätslimit – nicht erst die Corona-Pandemie zeigt, dass unser Schulsystem auf Kante genäht ist. Deshalb muss endlich Schluss sein mit unbesetzten Stellen und Flickschusterei statt echter Vorsorge und Problemlösung. Die Schulen brauchen keine Leer-Stellen auf dem Papier des Landeshaushaltes, sie brauchen reale Menschen in multiprofessionellen Teams, um die Corona-Lücken zu schließen und Schüler*innen darin zu bestärken, selbstbewusst durch die immer komplexer werdende Welt zu gehen und auf ihre Selbstwirksamkeit zu vertrauen.
Wir wollen mit einer Ausbildungsreform und zusätzlichen (Weiter-)Qualifizierungsmöglichkeiten endlich alle Schulformen bedarfsgerecht mit Lehrkräften versorgen. Wir entlasten das pädagogische Personal von Verwaltungsaufgaben, damit mehr Zeit fürs Lehren bleibt. Ein modernes Schulsystem braucht eine Lehrer*innenausbildung, mit Blick auf die Individualität der Schüler*innen. Deshalb wollen wir eine Studienreform, die durch duale Elemente und Studiengänge erweitert wird. Mit den Lehrer*innenverbänden wollen wir die überfällige Neubewertung der Lehrer*innenarbeitszeit angehen. Wir werden die Diversität der Lehrkräfte weiter steigern. Dafür wollen wir insbesondere Menschen mit Fluchterfahrung für die Arbeit an Schulen gewinnen und befähigen. Unnötige Hürden beim Seiten- und Quereinstieg sowie bei der Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse und Berufserfahrungen bauen wir ab. Wir wollen mit einer praxisnahen Ausbildungsreform und zusätzlichen (Weiter-) Qualifizierungsmöglichkeiten endlich alle Schulformen bedarfsgerecht mit Lehrkräften versorgen und die Attraktivität im Beruf sowie die Aufstiegschancen erhöhen. Die gleiche Besoldung für alle Lehrämter (A13 als Eingangsbesoldung) – nicht nur für die neu ausgebildeten Lehrer*innen – ist unser Ziel.
Antwort von Ulrich von Zons, AfD
In der Schul- und Bildungspolitik gab es in den vergangenen Jahren einige Fehlentwicklungen, die maßgeblich zu den beschriebenen Problemen führten. Teilweise hat die Politik nicht angemessen auf sich abzeichnende Herausforderungen reagiert. Es wurde versäumt, die organisatorischen Abläufe an die gestiegenen Anforderungen anzupassen. Viel Schulen können ihren Bedarf nicht mit ausgebildeten Fachkräften decken. Der Lehrermangel bis 2035 ist sogar noch größer als bisher angenommen.
Ich fordere deshalb mehr Lehrkräfte für alle Schulformen (s.a. Frage 7) und sehe ebenso die Notwendigkeit, dass mehr Lehrer mit sonderpädagogischer Sonderausbildung gewonnen werden müssen. Das schnellere Erkennen von Lernschwierigkeiten ist das Eine. Das Andere ist, dass den betroffenen Schülern auch die notwendige Unterstützung erhalten sollten. Insofern ist zielgerichtete Unterstützung mit den erforderlichen Materialien die sich anschließende Schlussfolgerung. Hier gilt es bedarfsgerecht zu unterstützen, um die Akteure vor Ort in die Lage zu versetzen, bedarfsgerecht handeln zu können.
Dem Lehrermangel kann man jedenfalls nicht mit der einen Maßnahme begegnen, die von heute auf heute alles korrigiert, was in den letzten Jahren versäumt wurde.
Ungefähr drei Prozent der knapp 160.000 Lehrerstellen sind bei uns im Land laut der Schulministerin aktuell nicht besetzt. Das sind rd. 5.000 Stellen.
Mitunter wird in Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung eine Lösung gesehen. Dies ist für mich ein Lösungsansatz, den man angesichts der derzeitigen Situation nicht kategorisch ablehnen sollte. Wichtig ist mir allerdings eine Prüfung der fachlichen und persönlichen Voraussetzungen. Auch eine Abschaffung des Numerus Clausus kann zunächst einmal nur formal die Möglichkeit eröffnen, die Anzahl der Zugangsberechtigten zu erhöhen. Eine andere Frage ist es, ob dies alleine ausreicht die Anzahl der Interessenten für ein Studium zu erhöhen. Dies wird nur gelingen, wenn gleichzeitig Investitionen in Studienplätze auf den Weg gebracht werden, die den Studierenden gute Voraussetzungen für ein zügiges Studium ermöglichen.
Wesentlich für die Entwicklung ist für mich schlussendlich auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Lehrer, um das Erlernen des Berufs attraktiver zu machen.
Die Chance auf einen Job nach dem Studium ist das Eine und die berufliche Weiterentwicklung das Andere. Hier gilt es den zukünftigen Absolventen Angebote zu machen, die neben den persönlichen Neigungen und Präferenzen – auch unter Abwägung der späteren Berufsaussichten – eine Orientierung geben.
Mit Blick auf den ländlichen Bereich oder die erwähnten unattraktiven Standorte erscheint es mir sinnvoll mehrere Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung auf den Weg zu bringen. Es ist jedenfalls nicht Ausdruck von Bildungsgerechtigkeit, wenn im ländlichen Raum größere Klassen gebildet werden müssen und mehr Unterricht ausfällt, weil es Lehrer verstärkt in die Ballungsräume zieht.
Eine Möglichkeit ist es mit Zulagen entgegenzuwirken. Denkbar ist es auch, wenn bei der Suche nach Wohnungen oder Baugrundstücken geholfen wird. Sinnvoll halte ich auch Anreize, bei denen beispielsweise ein Stipendium gewährt wird, welches mit der Auflage verknüpft wird, dass der Studierende sich verpflichtet, nach Abschluss des Studiums in einer bestimmten Region eine Stelle anzutreten.
Erkennbar erfordern die Maßnahmen zur Behebung des Lehrermangels ein Zusammenwirken aller Verantwortlichen.
Antwort von Andreas Kappelhoff, Freie Wähler
Wie bereits oben erwähnt befürworten wir FREIE WÄHLER die Aufstockung der pädagogischen Personalausstattung. Auch den Nebenfunktionen wie z.B. der Schulsozialarbeit sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hierzu sollte das Land dringend an der Attraktivität des Lehrer-Berufes arbeiten, da derzeit zu wenig Lehrkräfte ihre Ausbildung abschließen um neben dem Ausgleich der altersbedingten Abgänge noch eine nennenswerte Aufstockung des Personalbestandes hinzubekommen. Darüber hinaus sehen wir natürlich, wie in anderen Berufsfeldern auch, dass gerade Schulstandorte in ländlich strukturierten Gegenden (wie auch der Kreis Soest) für Berufseinsteiger weniger attraktiv sind. Hier muss das Land als Arbeitgeber steuernd eingreifen und ggfs. die Tätigkeit in unterversorgten Gebieten als zwingenden Karriereschritt vorgeben.
Antwort von Anna Löper, dieBasis
Auch hier würde ich Ihre Prioritätenliste voll unterstützen.
Ich würde bei der Beantwortung dieser Frage gern Punkt 7 mit einbeziehen, denn ich glaube, dass Ihre Forderung nach kleineren Klassen ein ganz wesentlicher Aspekt für die Verbesserung unseres Bildungssystems ist.
Ich bin ja bereits 64 Jahre alt, habe das 1. Staatsexamen Lehramt Sek. Il und war viele Jahre als Lehrerin in Berufsvorbereitungslehrgängen und Berufsintegrationskursen tätig. Auch habe ich in Vertretung an diversen anderen Schulen unterrichtet (Förderschulen und Gymnasium).
Ich denke, dass unser Schulsystem viele „Baustellen“ hat … die Notenorientierung und der damit verbundene einseitige Leistungsdruck z.B., aber das Wesentliche sind meines Erachtens die viel zu großen Klassen, die es den Lehrkräften nicht erlauben, sich auf der Beziehungsebene um die Kinder zu kümmern. Aus meiner Sicht sollten maximal 15 Kinder in einer Klasse sein, besser 12. Zum Unterricht gehört auch, dass Kinder aktiv werden, sich mitteilen können und ebenso, dass sie miteinander kooperieren und sich untereinander helfen. Das ist bei den großen Klassen kaum möglich, weil es sehr schnell viel zu laut wird und dieser enorme Lärmpegel die Konzentration und das sich Wohlfühlen für alle am Geschehen Beteiligten erschwert. Die Kinder brauchen aber eine entspannte, ruhige, stressfreie Atmosphäre, um sich emotional und kognitiv gut zu entwickeln. Nur so können sie Spaß am Lernen haben und die Schullaufbahn erfolgreich bewältigen.
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